Schulbildung ist der Anfang
Reisebrichte: In den letzten 13 Monaten besuchten vier verschiedene Gruppen von ehrenamtlichen Mitarbeitern und Unterstützern der THOMAS ENGEL-Stiftung das kleine, im Süden Afrikas gelegene Königreich, um sich von Land und Leuten sowie den Hilfsmaßnahmen der Stiftung ein Bild zu machen.
Dr. Barbara Jörg
Vorsitzende der Freunde der THOMAS ENGEL-Stiftung Fulda e. V.
Überzeugt war ich von der Arbeit unserer Stiftung schon immer – eine schlanke Organisation, geringe Verwaltungskosten, die sogar vom Stifter getragen werden, professionell geführte, transparente und gut überwachte Hilfsprojekte. Trotzdem gibt es, wie sicher bei großen Hilfsorganisationen auch, gelegentlich Probleme, die wir im Fuldaer Förderverein meistens hautnah mitbekommen. Doch wenn ich jemals Zweifel gehabt haben sollte, so sind sie seit meinem Besuch vor Ort im Oktober 2023 ausgeräumt.
Die Reise war sehr bewegend, teilweise sogar erschütternd. So zum Beispiel der Besuch bei einer „needy family“, deren Not unmittelbar sichtbar und spürbar war. Thelma, die Großmutter, versorgt sieben Kinder und Enkel. Sie lebten damals in einer baufälligen Lehmhütte, buchstäblich von Nichts. Ich habe in ihren Augen die Not gesehen, aber auch die Tapferkeit, nicht aufzugeben – und ihre Würde. Nach dem Besuch diskutierten wir, ob in diesem Fall, denn es gibt deren viele, geholfen werden soll. Das empörte mich innerlich. Wenn wir einer solchen Familie nicht helfen, wem denn dann? Inzwischen wurde ein schönes 2-Raum-Haus für diese bedürftige Familie errichtet.
Die Reise war sehr bewegend, teilweise sogar erschütternd. So zum Beispiel der Besuch bei einer „needy family“, deren Not unmittelbar sichtbar und spürbar war. Thelma, die Großmutter, versorgt sieben Kinder und Enkel.
Warum können derart notleidende Familien sich nicht selbst helfen? Sie könnten doch zur Arbeit gehen? Schwierig, wenn es keine erreichbaren Arbeitsplätze gibt. Oder Landwirtschaft betreiben? Wie denn, wenn das Geld für Zäune gegen die vielen freilaufenden Rinder und Ziegen fehlt. Kinder die nicht zur Schule gehen, nur weil sie keine Schuluniform haben. Und das alles in einem schwierigen politischen Umfeld, wo Oppositionelle in Gefängnissen verschwinden. Es gibt noch viele, nicht so einfach zu überwindende Hürden, besonders dann, wenn man um die tägliche Existenz kämpfen muss. Positiv beeindruckt war ich als Ärztin vom Einsatz einer unserer beiden Mobil Clinics. Eine Krankenschwester und ein Helfer versorgten an einem Tag 168 Kinder und Erwachsene. Ich sprach mit der Krankenschwester, einer gestandenen, zupackenden Person mittleren Alters. Meine Frage, was ohne die Mobile Clinics wäre beantwortete sie mit „dann würden Menschen sterben“.
Braucht es noch mehr Argumente, um diese Arbeit zu unterstützen?
Ellen Hißnauer
2. Vorsitzende der Freunde der THOMAS ENGEL-Stiftung Nastätten e. V.
Wir, der Vorstand unseres Fördervereins, wollten endlich live erleben, wie den Kindern in den NCPs (Neighbourhood Care Points), den stabil gebauten Dorfgemeinschaftszentren, geholfen wird, wofür die Kleinsten oft lange Wege zu Fuß zurücklegen. Ganz sicher für die warme Mahlzeit, die für sie zubereitet wird, aber auch für den Vorschulunterricht und das Erleben der Gemeinschaft. Die ehrenamtlich tätigen Laienlehrerinnen und Betreue- rinnen leisten mit einfachsten Mitteln wertvolle Arbeit. Für uns unbeschreiblich schön, dabei sein zu dürfen.
Die Communities sind stolz auf ihre NCPs, den Mittelpunkt ihrer Gemeinde. Sie entwickeln Ideen und haben den Willen, selbst ihr Leben zu verbessern, gute Voraussetzungen für „Hilfe zur Selbsthilfe“. Sie schätzen ebenfalls die beiden Mobile Clinics, deren Teams viel Positives bewirken, auch nach kritischer Einschätzung unserer beiden mitgereisten Ärzte Dr. Michael Rothländer und Martin Mengringhaus. Mit einfachen Mitteln wird aus einem NCP eine kleine, sehr gut besuchte und funktionierende Arztpraxis für Kinder und Erwachsene mit dem „Wartezimmer“ im Freien.
Beeindruckend auch die Einkommen schaffenden Maßnahmen wie Gemüseanbau und Hühnerhaltung, kleine Schritte zur Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln. Wir waren von allen Mitarbeitern unseres Hilfsprojektes „Litsemba–hope“ begeistert. Sie sind freundlich, hochmotiviert und kompetent.
Unsere Hilfe kommt an, unsere Spenden werden richtig eingesetzt. Mehr Motivation geht nicht. Die Reise war ein voller Erfolg und ein unvergessliches Erlebnis.
Axel Haubner
Ehemann von Bettina Haubner, der Stellv. Vorstandsvorsitzenden der THOMAS ENGEL-Stiftung
Ein leichtes Kribbeln war doch zu spüren, als meine Frau Bettina und ich am Frankfurter Flughafen ankamen, anders als bei meinen beruflichen Reisen ins Ausland. Es war mein erster Trip nach Afrika bzw. nach Eswatini. Am Gate ungewöhnlich viel Betrieb, auch weil die südafrikanischen Rugby-Weltmeister mit uns flogen, allerdings nicht in der Economy Class Stichwort Holzklasse: Auf der Fahrt von Johannesburg in den Süden Eswatinis passierten wir riesige, monokulturell angelegte Wälder europäischer Forstunternehmen und erfreuten uns an den vielen, freundlich winkenden Menschen.
In unserer Unterkunft in Nhlangano hatte Samu, die neue Projektleiterin von Litsemba, bereits eine Info-Mappe, u. a. mit dem geplanten Programm, für uns hinterlegt. Am nächsten Tag lernten wir diese hochprofessionell arbeitende Powerfrau persönlich kennen. Schon am ersten NCP, das wir auf teils unfassbar schlechten Wegen durchgerüttelt erreichten, zeigte sich, was für ein tolles Team hervorragende Arbeit unter schwierigsten Bedingungen leistet. Eine Banane als Gastgeschenk! Ist es möglich, dass Kinder sich darüber so freuen können? Einige von Ihnen wussten noch nicht einmal, dass man Bananen schälen muss. Man wird demütig, ob dieser Armut. Während wir zuhause nur überlegen „müssen“, WAS wir essen wollen, stellt sich an den NCPs die Frage, OB es überhaupt eine warme Mahlzeit gibt, meistens bestehend aus Mais, manchmal auch aus Bohnen oder sogar aus beidem. Wir erfuhren bei unseren Besuchen und Gesprächen viel Lob und Anerkennung, auch von offiziellen Vertretern der Communities. Jeder kennt Young Heroes , die Umsetzungspartner unserer Stiftung mit dem Hilfsprojekt Litsemba. Wo das Geld herkommt und dass das auch in Germany nicht „vom Himmel fällt“, bedarf doch immer wieder der Aufklärung.
Ich hingegen freute mich schon auf das Bushfire, eines der größten Musik- und Kulturfestivals Afrikas. Hier ist Young Heroes schon seit Jahren mit Infoständen beteiligt und generiert Einnahmen – ebenfalls ein Beispiel für „Hilfe zur Selbsthilfe“.
Wir kehrten geerdet nach hause zurück, aber beeindruckt von der vor Ort geleisteten Arbeit und mit der Erkenntnis, dass die Welt in Eswatini durch Litsemba eine bessere ist.
Heike von Rhein
Schriftführerin der Freunde der THOMAS ENGEL-Stiftung Fulda e. V.
Nach der eintönigen Fahrt von Johannesburg an die Grenze zu Eswatini faszinierten mich dort die hügelige Landschaft mit ihren riesigen runden Felsen, aber auch die lila leuchtenden Blüten des Palisanderholzbaums. Aufmerksames Fahren und immer wieder Abbremsen war geboten, wegen der vielen Kühe und Ziegen, die gemächlich die Straßen überquerten.
Auffallend und sehr sympathisch die Freundlichkeit der Menschen, wie der Kinder auf ihrem oft weiten Heimweg von der Schule oder die des agilen Servicepersonals an den Tankstellen.
Im südlichen, am wenigsten erschlossenen Distrikt Shiselweni dann das Hilfsgebiet von Litsemba, wo unter der Leitung von Samu 14 engagierte Mitarbeiter in 104 NCPs zusammen mit etwa 500 ehrenamtlichen Helferinnen ca. 3.300 Kinder mit einer warmen Mahlzeit und mit Vorschulunterricht versorgen. Segensreich und von den Gemeindemitgliedern sehr geschätzt auch die Arbeit der beiden Mobile Clinics an den NCPs. Wenn dort etwa dreimal im Jahr eine Mobile Clinic tätig ist, herrscht Hochbetrieb. Kinder und Erwachsene werden untersucht, behandelt, geimpft, getestet und mit Medikamenten versorgt.
Zunehmend unzureichend ist die Versorgung der NCPs mit Lebensmitteln. Umso erfreulicher daher der Besuch eines von Caregivern gepflegten, an einem kleinen Fluss liegenden Gartens mit Zwiebeln, Bohnen, Spinat, Tomaten und Roten Beeten. Wenn die Lebensmittelversorgung gesichert ist, dann geht‘s auch beim Vorschulunterricht mit viel Bewegung und Spaß voran. Kinder, die einen NCP besucht haben, sind ihren Altersgenossen in der Entwicklung voraus, so die Meinung von Lehrkräften der Primary Schools, mit denen der Kontakt intensiviert werden soll.
Ein weiteres, sehr informatives und inspirierendes Highlight war das Treffen mit Khulekani Magongo, dem Executive Director unseres Implementierungspartners Young Heroes und der Deutschen Botschafterin Liesel Töpfer, die uns einen Tag lang bei unserer Fahrt zu NCPs und bedürftigen Familien in dem unwegsamen Gelände begleiteten.
Schließlich nutzten wir noch die Gelegenheit, mehr über das Swasi-Kunsthandwerk zu erfahren, wie dem Herstellen der bunten Glücksschweinchen (Wappentier der Stiftung) und den wunderschönen Schalen aus Pappmaschee, den Flechtarbeiten aus gefärbtem Gras und den echten Batiken.
Ich bin zutiefst dankbar, dass ich das Land der Swasis mit seiner Schönheit und der ansteckenden Herzlichkeit kennenlernen durfte.